aaa- uftakt
Achtzig Jahre liegen diese Ereignisse nun zurück, und sie sind von bedrückender Aktualität: auf einem Militärgelände in den USA wurde zu Testzwecken die erste Atombombe gezündet; wenige Tage danach zerstörten nukleare Kriegswaffen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Wir nehmen den Jahrestag zum Anlass, die Janusköpfigkeit der Atomtechnologie ins Zentrum dieser Ausgabe zu stellen. Wie ein roter Faden zieht sich der Hinweis durch das gesamte Heft, wie eng die militärische mit der sogenannt zivilen Nutzung verbandelt ist.
Mit der „Stunde Null“, schrieb der Philosoph Günter Anders, habe die Menschheit ein neues Zeitalter – nämlich „das der Endzeit mit der Möglichkeit der Selbstauslöschung“ – begonnen. An den Anfang unseres Themenschwerpunkts stellen wir den Beitrag einer Japankennerin, die die Aussagen dieses rastlosen antiAtom-Streiters der frühen Bewegungsjahrzehnte auf ihre Tauglichkeit für die heutige Zeit überprüft. Die Tatsache, hält sie fest, dass in den zurückliegenden acht Jahrzehnten die finale Katastrophe nicht eingetreten ist, ändere nichts daran, dass die atomare Bedrohung zu allumfassender Realität geworden sei.
In einem Zeitsprung landen wir bei den Möglichkeiten, mit denen die moderne Technik das Risiko auf die Spitze treibt. Vom „gefährlichsten Wettrüsten aller Zeiten“ spricht der Autor. Als Redakteur für eine Ingenieurzeitung stellt er vor allem die Destruktionspotentiale neuer Erfindungen in den Mittelpunkt.
Dagegen widmet sich im darauf folgenden Beitrag ein „Arzt in sozialer Verantwortung“ der Frage nach den konkreten Lebensbedingungen, die selbst ein regional begrenzter Schlagabtausch global mit sich bringen würde; mit seinem Artikel zur nuklearen Hungersnot eröffnet er den Zusammenhang zwischen Krieg und Klima.
Wie Gesundheit insbesondere durch Strahlung im Bereich niedriger Dosisleistung beeinträchtigt wird, arbeiten IPPNW-Kolleg*innen von ihm heraus. Sie widersprechen damit Darstellungen, die in den Medien immer wieder gerne verbreitet werden: nach Hiroshima sei alles gründlich untersucht worden – so gefährlich sei das alles gar nicht. Ihre kritische Würdigung der Studie zeigt, weshalb sich solch beruhigende Schlussfolgerungen eben nicht ziehen lassen.
Nein zum menschenverachtenden Prinzip der nuklearen Abschreckung! schreiben die Vorsitzenden der Ärztevereinigung. Militarisierung schafft keine Sicherheit – sie torpediert sie. Diese Widerrede ist leider dringend notwendig, wie die gefährlichen Gedankenspiele zu einer atomaren Aufrüstung Europas oder gar Deutschlands zeigen, über die wir berichten. In der öffentlichen Debatte dominieren die Reden von der Notwendigkeit eines atomaren Schutzschirms. Wir halten dagegen:
Atomwaffen bieten weder Schutz noch Schirm.