Slowenien: Internationaler Protest vor AKW Krsko

"Ausschalter drücken!"

Umweltschutzorganisationen aus sechs Ländern haben am 16. Juni direkt vor dem slowenischen AKWKrsko für die Abschaltung des 40 Jahre alten Reaktors demonstriert. All zu lange dauerte die internationale Protestaktion der Atomkraftgegner*innen nicht. Die Kundgebung in unmittelbarer Nähe zum Reaktor musste nach nur zehn Minuten beendet werden. Die slowenischen Polizei sah im Entrollen von Transparenten ein Sicherheitsrisiko.

Die Laufzeit des 40 Jahre alten Reaktors soll um weitere 20 Jahre verlängert werden, obwohl der Atommeiler in einer Erdbebenzone liegt. Auch der Bau eines zweiten Reaktorblocks ist geplant. Noch bis zum Jahr 2023 darf das AKW Krsko in Betrieb sein. Für die Laufzeitverlängerung des Reaktors erwirkten slowenische Umweltschützer eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Es soll eine tatsächliche Prüfung des Erdbebenrisikos erfolgen. Scheitern die Betreiber mit der aktuell laufenden Umweltverträglichkeitsprüfung, muss die Anlage in zwei Jahren dichtgemacht werden. Kommt Slowenien jedoch bei den Behörden durch, läuft der auf 30 Jahre angelegte Meiler, der allerdings bereits fast 40 Jahre auf dem "Buckel" hat, noch 20 lange Jahre. Und damit hätte das AKW die doppelte Laufzeit wie in den 1980er-Jahren geplant. "Eine Verlängerung ist ein unverantwortliches Zocken mit dem Sprödewerden sensibler Teile", mahnt Reinhard Uhrig von Global 2000.

    Neue brisante Informationen zur Erdbebengefahr

Krsko liegt auf einer Erdbebenlinie - und ist das am stärksten erdbebengefährdete AKW in ganz Europa. Neue geologische Forschungen jedoch zeigen, dass das Risiko noch viel höher ist als beim Bau vor Jahrzehnten einkalkuliert! In den 1970er-Jahren wurde die sogenannte maximale horizontale Spitzenbeschleunigung bei Erdbeben auf 0,3 g geschätzt (g-Kräfte stehen für Belastungen). Nach weiteren Untersuchungen wurde dieser Wert auf 0,55 g angehoben. Allerdings: Auch dieser Wert wird von Wissenschaftern jetzt als zu gering angesehen: "0,85 g sind realistisch - doch dafür ist der veraltete Krsko-Reaktor ganz und gar nicht ausgelegt", schlägt Global 2000 Alarm.

    Bei schwerem Erdbeben droht Kernschmelze

Was würde im slowenischen Schrott-Meiler passieren, wenn es zu größeren Erdstößen käme? "Bei einer Erdbeben-Beschleunigung dieser Größenordnung wird es wahrscheinlich zu einer Beschädigung des Reaktorkerns kommen. Sogar eine Kernschmelze ist möglich, wie eine Untersuchung im Zuge von EU-Stresstests ergeben hat", erklärt Reinhard Uhrig. "Das schwere Erdbeben (Stärke 6,4) vom Dezember 2020, dessen Epizentrum nur 85 Kilometer von Krsko entfernt war, war ein direkter "Schuss vor den Bug": Der Nuklearreaktor wurde vom Schutzsystem notabgeschaltet! Das Erdbeben war rund 80 Kilometer vom Reaktor entfernt. Wenn ein solches Erdbeben aber im Krsko-Schotterbecken auftreten würde, sagt die Europäische Kommission im Zuge der Stresstests, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Kernschmelze käme. Man hat wieder einmal Glück gehabt. Das kann bei schwereren Beben aber ganz anders aussehen. Was geschieht, wenn es im AKW direkt vor unserer Haustür kracht, will man sich nicht vorstellen - sondern lieber rechtzeitig den Aus-Schalter drücken"

    AKW-Nachrüstung wäre aufwendig und teuer

Jetzt bestehe die Chance, so die Atomkraftgeger*innen, im Zuge der Umweltprüfung die großen Risiken und massiven Bedenken auf den Tisch zu legen. "Die Nachrüstung des altersschwachen Reaktors wird so aufwendig und teuer, dass Abschalten und Ersetzen durch die längst viel billigeren erneuerbaren Energien in Kombination mit Energiesparen die bessere Wahl sind."@

Quellen:
kaernten.orf.at
krone.at

 

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