Italien:
Handel mit Afrika: Gift- und Atom-Müll gegen Waffen und Geld


Mülldeponie Afrika

von aaaRed

Italien lieferte jahrzehntelang giftigen und radioaktiven Müll, nach Afrika, vor allem Somalia. Da beimBetrieb der AKWs von 1966-87 eine Menge Atommüll anfiel, wurde die Entsorgung im Mittelmeer und der Verkauf an afrikanische Länder zu einem - wenn auch illegalen und geheimgehaltenen- Geschäft. Die kalabresische Mafiaorganisation "Ndranghet" war Drahtzieher in diesem Handel. Sie entsorgte Atommüll im Mittelmeer und versenkte ganze Schiffe mit atomarer Müllladung - gegen Geld. Ausserdem belieferte sie Länder wie Somalia und bezahlte sie mit Waffen. Alle Nachfoschungen weisen auf ein weitreichendes internationales Geflecht aus Wirtschaft, Politik und italienischer Mafia hin.

Die kapitalistischen Industriestaaten sehen Afrika nicht mehr nur als einen Kontinent zur Ausbeutung von Rohstoffen , sondern auch als den Kontinent, der den Gift- und Atommüll der reichen Länder lagern soll – mit verheerenden Folgen für die Umwelt und die Menschen, die dort leben.

Das bestätigt die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) in Berichten aus den Jahren 2005 und 2006, nachdem in Folge des Tsunami vom Dezember 2004 in Somalia nicht nur im Meer versenkte Fässer mit gewöhnlichem, sondern auch mit Atommüll an den Strand geschwemmt worden waren.

Somalia hatte seit den achtziger Jahren «unzählige Schiffsladungen von Atommüll und anderen schädlichen Abfällen» erhalten, die vor der Küste versenkt wurden. Über Jahre gingen bei der Uno und bei der EU «zahlreiche Beschwerden über die Folgen für Mensch und Umwelt durch die unachtsame Lagerung von nuklearen und toxischen Abfällen» ein. Aber jahrelang blieben diese Beschwerden ohne Reaktion. Erst 1995 beschlossen die OECD-Staaten, gefährliche Abfälle nicht mehr in Nicht-OECD-Staaten zu exportieren. Ohne wirkliche Folgen.

Allein im Jahr 2001 zum Beispiel wurden 600 000 Tonnen nuklearer Abfall nach Afrika verschifft: nach Zaire, Malawi, Eritrea, Algerien und Mosambik – und nach Somalia. Die US-Regierung hatte sich geweigert, das Abkommen von 1995 zu unterzeichnen.

Auch europäische Unternehmen – der Artikel verweist auf die in Lugano ansässige Firma ODM – warben weiterhin für die Lagerung atomarer Abfälle in diesem afrikanischen Land. Warum gerade Somalia? Das Land war seit Anfang der neunziger Jahre ohne staatliche Strukturen und einem andauernden «Bürgerkrieg» ausgesetzt. Geschürt werden diese Bürgerkriege nicht selten von externen Mächten, die am Zugang zu Rohstoffen und Energievorkommen, an der Stärkung ihrer strategischen Position oder am Absatz ihrer Waffen interessiert sind. – Und an der Lagerung von Gift- und Atommüll!

Im Falle Somalias hat das Organisierte Verbrechen profitiert – in ihren Händen befindet sich der Handel mit Atommüll. Der italienische Staat hat «am Handel mit Atommüll jährlich sieben Milliarden US-Dollar verdient». Warum? Die Lagerung von gefährlichem Müll in Europa kostet rund 250 US-Dollar pro Tonne, in Afrika müssen für dieselbe Menge nur 2½ US-Dollar bezahlt werden.@

Quelle: http://www.tlaxcala.es

 
investigative Recherchen in Somalia kosteten sie das Leben

Ilaria Alpi und Miran Hrovatin

1994: Die italienische Fernsehjournalistin Ilaria Alpi ist gerade einem internationalen Giftmüllskandal auf der Spur. Gemeinsam mit ihrem Kameramann Miran Hrovatin geht sie Hinweisen nach, die darauf hindeuten, dass toxische Abfälle illegal von Italien nach Somalia transportiert werden.

Am Strand der nördlichen Hafenstadt Bosaso beobachten sie eines Tages, wie Männer in spezieller Schutzkleidung Fässer mit offenbar giftigen Substanzen verladen. Es gelingt ihnen, Filmaufnahmen von der Szene zu machen.

Im weiteren Verlauf der Investigation verhärtet sich ihr Verdacht, dass Somalia einer der Hauptschauplätze eines Industriekrimis um illegale Geschäfte in der Abfallwirtschaft ist, in die auch Italien verwickelt ist. Kurz bevor Ilaria Alpi mit ihren brisanten Informationen an die Öffentlichkeit gehen will, werden sie und ihr Kameramann auf dem Weg zum Hotel von einem anderen Fahrzeug zum Anhalten gezwungen. Beide werden auf der Stelle erschossen. Der Mordfall ist bis heute ungelöst. Da überdies Alpis gesamtes journalistisches Material entwendet wurde, konnte auch der Skandal bis heute nicht aufgedeckt werden.@

 
 
 

- zurück




      anti-atom-aktuell.de