Endlagersuche in Tschechien

Das tschechische Gorleben

von aaaRed

In Tschechien sind zwei AKWs ( Dokovany und Temelin) mit sechs Reaktorblöcken und einer installierten Bruttogesamtleistung von 3.834 MW am Netz. Gut 35 Prozent des tschechischen Stroms kommen aus AKWs und im Gegensatz zu manchen Nachbarländern will das Land auch in Zukunft auf Atomenergie setzen. Doch wohin mit radioaktivem Müll, der in Kraftwerken, aber auch in Industriebetrieben oder Laboren entsteht? So viel öffentliche Aufmerksamkeit wie in Deutschland hat die Suche nach neuen Deponien hierzulande bisher nicht bekommen. Auf lokaler Ebene regt sich dennoch Protest.

Derzeit fallen 100 Tonnen abgebrannte Brennelemente und 5,5 Kubikmeter hochradioaktiver Abfall an, die bei den AKWs zwischengelagert werden.

    Endlagersuche für
    hochradioaktiven Müll

Acht Standorte werden für eine geologische Tiefenlagerung in Granit untersucht. Bis Ende 2018 soll der Staat vier Standorte auswählen, aus denen dann der endgültige Standort bestimmt wird. Bis 2025 sind ein Machbarkeitsnachweis, ab 2050 der Baubeginn und ab 2065 die Inbetriebnahme geplant.

Auch wenn der endgültigen Standort festgelegt ist, gibt es nicht genug Geld für den Bau des Endlagers. Der Bau soll mehr als 100 Milliarden Kronen kosten, auf dem sogenannten Atomkonto gibt es nicht einmal 30 Milliarden. Und aus diesem Geld hat noch dazu SURAO - die Verwaltung der Lagerstätten für radioaktive Abfälle - einen Teil für den Bau eines unterirdischen Labors im Kreis Vysocina genommen. Die Produzenten des Atomabfall überweisen jedes Jahr auf das Atomkonto insgesamt ca. 1,5 Milliarden Kronen. Mit dieser Geschwindigkeit wird, angesichts dessen, dass noch mehr als 80 Milliarden fehlen, die notwendige Summe nicht rechtzeitig zustande kommen.

    Das unterirdische Labor

Das unterirdische Labor im Kreis Vysocina wird nicht das Atommüll-Endlager sein. Die GegnerInnen des Labors, in dem das Verhalten der Gesteine um das künftige Lager untersucht werden soll, machen außerdem darauf aufmerksam, dass eine ähnliche Geologie wie in Rozna nur in einer der ausgewählten neun Standorte vorhanden ist - in Kravi hora.

    Investitionen und Touristen

Bei der Suche nach einem Lagerort für radioaktiven Müll setzt die zuständige Verwaltung auf finanzielle Anreize. Die SÚRAO hofft offenbar, dass finanzielle Anreize auch bei der Suche nach Endlagern für hochradioaktive Abfälle helfen. In einer kürzlich veröffentlichten Broschüre schreibt sie: "Im Unterschied zu vielen anderen Betrieben bringen Tiefenlager der Region eine Reihe von Vorteilen." Die Errichtung und der Betrieb der Lager verlaufe in mehreren Phasen, von denen jede "für die ausgewählte Örtlichkeit ihre Bedeutung" habe und ihr "gewisse Nutzen" bringe. "Die wichtigsten sind die finanziellen Beiträge und die Erhöhung der Beschäftigung", so die SÚRAO. Auf der zweiten Seite der Broschüre zeigt sie eine Karte mit den sieben Untersuchungsgebieten und rechnet vor, dass die Regionen während der Forschungsarbeiten je nach Größe des Gebiets mit gut sieben bis knapp 14 Millionen Kronen (rund 250.000 bis 500.000 Euro) jährlich rechnen können. Außerdem schätzt die SÚRAO, dass während der Befüllung des Lagers bis zu 300 Arbeitsplätze in der Region entstehen.

    Widerstand

Trotz der finanziellen Anreize gab es in den betroffenen Regionen seit Bekanntwerden der Endlagerpläne Protest gegen die geplanten Standorte. In den Gemeinden entstanden immer mehr Initiativen, die ihren Widerstand gemeinsam organisieren.@

 

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