Amerikas vergessenes Atommülllager

von aaaRed

Eniwetok ist ein Atoll im Pazi fischen Ozean, das zu den Marshallinseln gehört. Es besteht aus mehr als 40 kleinen Inseln. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörten die Inseln zum Treuhandgebiet Pazifische Inseln. Zudem beschloss die UNO, dass der Gebrauch von Gebieten der Marshallinseln für die Sicherheitsbedürfnisse der USA keinerlei Beschränkungen unterliegt. Die Inseln wurden von den USA als Gebiet für Atomwaffentests ausgewählt.

Eniwetok war genau das, was das amerikanische Militär für ihre Atomtests gesucht hatte: mitten im Pazifik und dünn besiedelt, nahe einer US-Militärbasis und weit von den wichtigen Schifffahrtsrouten entfernt. Die Bewohner wurden vor Beginn der Versuche evakuiert.

Besonders stark wurde Eniwetok am 31. Oktober 1952 in Mitleidenschaft gezogen, als die USA dort den Versuch Ivy Mike mit einer Sprengkraft von 10 Megatonnen durchführte; die Insel Elugelab verschwand durch diese Explosion vollständig. Weitere 43 Atomwaffenexplosionen folgten, so dass die verbleibenden Inseln stark radioaktiv verstrahlt wurden.

In den Jahren 1977 bis 1980 wurden drei Inseln vom übrig gebliebenen Atommüll gesäubert. Die verstrahlte Erde wurde großflächig abgetragen und zusammen mit dem eingesammelten Müll mit Portlandzement vermischt und anschließend teilweise einfach in die Lagune gekippt oder in einen Explosionskrater auf der Insel Runit geschüttet. Anschließend wurde der Krater mit 358 Betonplatten von je 46 cm Dicke verschlossen. Der Krater war am 5. Mai 1958 bei der Cactus-Explosion auf der Insel Runit entstanden.

    Runit Dome – das Atommüllgrab

Der Gipfel der Atommüllkuppel - Runit Dome-- liegt nur wenige Meter über dem Meeresspiegel, markiert von einer kryptischen Inschrift: "1979". Und unter dem Betondeckel liegt Amerikas Vermächtnis des Kalten Kriegs, 101 498 Kubikmeter radioaktiv verseuchter Schutt und abgetragener Boden. Bis heute ist noch ionisierende Strahlung zu messen, die hauptsächlich durch Plutonium verursacht wird. Die Alphastrahlung, die von Plutonium ausgeht - Eniwetoks größtes Problem - gelangt primär über Atemwege und verstrahlten Staub in den menschlichen Körper, setzt sich in Lunge, Leber und Skelett ab, und zerstört so die Zellen.

Und es ist kein Geheimnis, dass der Runit Dome leckt. Niemand weiß genau, wie viel radioaktiv verseuchtes Material schon nach draußen gelangt ist, in die Lagune, den Pazifik, die Weltmeere. Laut einem Bericht des US-Energieministeriums, das die 358 Betonplatten evaluiert, macht das aber keinen Unterschied - die Ablagerungen außerhalb der Kuppel sind sowieso noch verseuchter als das, was aus der Kuppel herauskommt.

Der steigende Meeresspiegel droht, die Kuppel innerhalb der kommenden Jahrzehnte zu überschwemmen. Ein Taifun könnte die Außenhaut jederzeit aufreißen.

Runit ist Sperrzone und wird wegen der langen Lebenszeit der radioaktiven Spaltprodukte (Halbwertszeiten von bis zu 24.000 Jahren) nach menschlichem Ermessen dauerhaft unbewohnt bleiben müssen. Die südlichen und westlichen Inseln wurden von den USA für bewohnbar erklärt und die Menschen durften dorthin zurückkehren.

Ein US-finanziertes Landwirtschaftsprogramm sollte traditionelle Pflanzen wieder einführen, war aber nicht erfolgreich. Bei den drei gereinigten Inseln hinterließ das Abtragen des Bodens nur wenige Zentimeter fruchtbarer Erde, was zu karg für Ackerbau ist. Die Einwohner sind auf die Zahlungen des US-Treuhandfonds zur Kompensation für die Atomtests angewiesen, aber die überwiesenen Beträge werden inzwischen immer kleiner.@

 

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