Mongolei:

Atomindustrie und Bergbaukonzerne contra Nomaden

von aaaRed

Die Mongolei ist eines der Länder mit den höchsten nachgewiesenen Uranvorräten der Erde. Etwa 10% der nachgewiesenen weltweiten Vorkommen liegen dort. Eine Förderung von Uran findet derzeit in der Mongolei nicht statt. Die letzte Uranförderung unter damals russischer Regie wurde 1995 im Nordosten nahe der russischen Grenze beendet. Wie die mongolische Anti-Atombewegung GOLOMT mitteilte, stammendie meisten in Kliniken behandelten Fälle von Leukämie bei Kindern aus dem Umkreis des damaligen Tagebaus, dessen Reste heute in einem großen See begraben sind. Im Abraum der damaligen Mine lässt sich noch heute eine erhöhte Radioaktivität feststellen.

    Areva (Orano) in der Mongolei

Areva Mongol, an der Mitsubishi zu 34 Prozent beteiligt ist, erkundete seit 1997 durch das Tochterunternehmen Cogegobi in der Mongolei Uranvorkommen. Im Südosten der Mongolei in der Provinz Dornogovi/Ulaanbadrah (Mine Duulan Uulhat die Firma Cogegobi von Dezember 2010 bis Mai 2011 durch ein Testverfahren ca. drei Tonnen Uran abgebaut Die Lagerstätte in der Südgobi liegt relativ tief und die Erkundungsarbeiten und -bohrungen weren deshalb nach dem heiutigen Stand der Technik mit Hilfe des In-situ-leaching-Verfahrens durchgeführt. Hierbei presst man ein Lösungsmittel, meist Schwefelsäure, in das Uranerzlager und holt das gelöste Uran in einer anderen Bohrung nach oben. Dieses Verfahren gefährdet die Umwelt und bedroht das Grundwasser.

Bereits die ersten Testbohrungen, die Areva seit 2010 mit dem In-Situ-Leach-Verfahren in der Mine Dulaan Uul durchführt, hatten massive negative Auswirkungen auf Viehherden in der Umgebung. Nomaden, die in der Abwindzone dieser Probebohrungenleben, berichteten von einer zunehmenden Anzahl von Krankheiten und Missbildungen bei ihren Ziegen, Schafen und Kamelen. Die Weideflächen der Tiere befinden sich in der Nähe der Bohrungen. Die Viehherden erkranken an "rätselhaften" Krankheiten, neugeborene Tiere weisen Fehlbildungen auf, ein große Zahl an Jungtieren stirbt.

Seit 2 Jahren sterben viele junge Tiere und die Fehlgeburten und Missbildungen bei den neugeborenen Tieren häufen sich. Im Umkreis von 30-40 km von dem Uranabbauort sind alle Nomaden von diesen schrecklichen Ereignissen betroffen. In diesem Frühling meldeten auch die Nomaden, die 70 km von Uranabbauort entfernt sind Tiersterben und Missbildungen Die Nomaden berichten von geboren Kamellen, welche nur ein Auge haben oder Blind geboren wurden.

Weitere gemeldete Verstümmlungen sind junge Ziegen ohne Gesichter oder Geborene Ziegen oder Kamele ohne Unterkiefer. Neugeboren Tieren fehlen Glieder komplett oder haben nur zwei Beine. Es wurden auch Tiere mit 6 Beinen oder mit 2 Köpfen oder ohne Fell geboren. In der Regel sterben diese Tiere gleich nach dem Geburt oder 2-3 Tage danach. Augenentzündungen und Augenlinsentrübung der Tiere sind sehr häufig. Die mongolischen Nomaden kannten bisher nicht solche Art des Sterbens oder solche schwere Missbildungen.

Ein mongolischer Fernsehsender begab sich auf Spurensuche: Das staatliche Gesundheitslabor fand weit überhöhte Selenwerte bei den Tieren. Das Wasser sei verseucht und der Staub giftig. Die Antiatom-Bewegung GOLOMT der Mongolei hat in der Gegend um diese Probebohrungen Messungen durchgeführt und eine auf das neunfache erhöhte Strahlung festgestellt. Es wurden dort 1,8 Microsievert/Std. gemessen, während 0,2 Microsievert/Std. als unbedenklich gelten. Eine unabhängige Untersuchung unter Beteiligung der betroffenen Hirten wird weder von AREVA noch von der mongolischen Regierung vorgenommen.

AREVA ist sich keiner Schuld bewusst. Sie hätten sich an alle Auflagen bei der Probebohrung gehalten. Angeblich sei bei den Probebohrungen keine Schwefelsäure verwendet, sondern es sei lediglich mit Schlamm gearbeitet worden. Dies steht im Widerspruch zu den Aussagen von Hirten, die 2010 bei Areva gearbeitet hatten und berichten, es seien damals 400 Tonnen Schwefel- säure in den Boden gepresst worden. Ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und dem Uranabbau wird bisher bestritten, dennoch kämpfen die Nomaden darum, dass ein solcher anerkannt wird. Areva seinerseits hat bisher keinen Nachweis für die Unschädlichkeit seiner Arbeiten erbracht; weltweit zieht sich der Konzern aus der Verantwortung für die Folgeschäden.

Seit vielen Jahren kämpfen Nomaden in der an Bodenschätzen reichen Mongolei für ein Gesetz, das ihre Weideflächen vor den negativen Auswirkungen des Bergbaus schützt und gegen die rücksichtslose Plünderung ihres Landes durch internationale Konzerne. Die Nomaden sind zunehmend in ihrer Existenz bedroht und sehen die Vergiftung von Luft und Wasser durch die Uranbohrungen als Ursache. Sie versuchen zu verhindern, dass Areva in ihrer Heimat Uran abbaut.

Im Frühjahr 2013 traten 319 mongolische Viehhalterfamilien aus der Südgobi aus dem Bezirk Ulaanbadrakh in der Provinz Ostgobi mit Protestschreiben und Bildern von missgebildeten Tieren an die Öffentlichkeit. Sie klagten Areva in einer Pressekonferenz an. Unterstützt werden die Hirten bei ihrem Kampf u.a. von den Atomkraftgegnern der Mongolei von GOLOMT, die sich 2011 gegründet hat Damals waren mittlerweile auf Eis gelegte Planungen für eine globale atomare Endlagerstätte in der Mongolei bekannt geworden. Seitdem hat die Anti-Atom-Bewegung immer wieder auf die Gefahren der Atomenergie hingewiesen. So wurden zu den Jahrestagen von Tschernobyl und Fukushima jeweils Aktionen durchgeführt.

In einem Referendum Anfang 2015 stimmten die Nomaden gegen den Uranabbau. Trotzdem erhielt Areva(später Oranpo) zwei Monate später die nötigen Abbaulizenzen für die zwei Uranerzlager Dulaan Uul und Zuuvch Ovoo. Das Unternehmen bezeichnet die Tests von 2011 nach wie vor als "erfolgreich" und treibt sein Vorhaben weiter voran. Als nächstes ging in Zuuvch Ovoo (20 km entfernt von Dulaan Uul) eine Pilot-Anlage zur Erprobung des In-situ-Leaching-Verfahrens in Betrieb. Die Umweltorganisation Delhiin Mongol Nogoon Negdel (DMNN) filmte im November 2017 , wie empörte Nomaden einen Bohrtrupp von ORANO vertreiben, der eine neue Bohrstelle einrichten wollte.

Über 1000 Briefe aus 319 Nomadenfamilien haben an den Mongolischen President TS. Elbegdorj, Premierminister N.Altankhuyag und Parlamentsvorsitzender Z. Enkhbold geschrieben um ihren Protest zu dem Ergebnis der Untersuchungen zu zeigen. Den Protestbriefen wurden auch Fotos der kranken bzw. gestorbenen Tiere beigefügt. Die betroffenen Nomaden verlangen von der mongolischen Politik einen Stopp des Uranabbaus. Sie verlangen, dass über den Uranabbau eine Volksabstimmung stattfinden muss. Bisher hat die Politik nicht auf die Forderungen reagiert.

    2023 drängt Frankreich mit einer Vereinbarung auf einen baldigen Beginn des Uranabbaus.

Inder Mongolei gibt es kein Strahlenschutzsystem. In diesem Land haben mongolische Nomaden Jahrhunderte in Einklang mit der Natur gelebt. Das intakte Land, die Nomaden und ihre Tiere sind gerade Opfer der französischen Firma ORANO (Areva) und Opfer der korrupten mongolischen Politik geworden.@

Quellen:
munxtenger.de
energiewendebuendnis.de
golomt.org

 

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